TAP Air Portugal war vor einigen Jahren Erstkunde der Airbus A330-900neo, bei deren Einführung auch eine neue Business Class Premiere feierte.
Mit größerer Reichweite und besserer Treibstoffeffizienz war dies ein wichtiger Schritt für TAP, um Lissabon zu einem europäischen Drehkreuz – insbesondere für Flüge nach Südamerika – zu machen. Aber auch auf Umsteigeverbindungen in die USA profitieren Reisende ab Deutschland von direkten Flügen, ohne nennenswerten Zeitverlust – und häufig von günstigen Angebotspreisen.
TAP bietet direkte Verbindungen von Lissabon in die USA, darunter beliebte Ziele wie New York, Los Angeles und Miami.
Ein günstiges Business-Class-Angebot nach Miami weckte mein Interesse, und ich war neugierig, wie das Reiseerlebnis mit TAP Air Portugal auf dieser Strecke abschneidet.
In mein Review zur TAP Business Class erfährst du, ob sich ein Ticket in der Airbus A330neo wirklich lohnt – und welche Überraschungen an Bord warten.
Für weitere Reviews und Erfahrungen zu Flügen, abonniere unseren kostenlosen Newsletter.
Buchung
Flüge mit TAP zu buchen ist denkbar einfach. TAP ist Mitglied der Star Alliance, zu der Fluggesellschaften wie Lufthansa, Austrian, Turkish Airlines oder United gehören. Das bedeutet, dass du theoretisch Meilen jeder dieser Treueprogramme nutzen kannst, um einen Flug mit TAP zu buchen.
Diese Reise nach Miami (MIA) habe ich nur ein paar Wochen im Voraus gebucht, sodass ich keine Prämienverfügbarkeiten finden konnte. Jedoch bot TAP Air Portugal ein solides Kaufticket für rund 2.000 Euro für Hin- und Rückflüge in der Business Class ab München.
Definitiv kein schlechter Deal, wenn man bedenkt, dass ein Prämienflug bei Miles & More 112.000 Meilen und rund 1.000 Euro an Zuzahlung gekostet hätte.
Ich ließ meine Flüge bei Miles & More gutschreiben – dafür erhielt ich insgesamt 480 Points und 20.518 Meilen.
Erfahrung am Boden
Meine Reise begann in München, von wo mich ein Airbus A320 der portugiesischen Airline zu ihrem Drehkreuz, dem Flughafen Humberto Delgado (LIS), brachte.
Der Flughafen der portugiesischen Hauptstadt ist der größte des Landes und gleichzeitig der größte Star-Alliance-Hub für Verbindungen nach Südamerika.
Trotz zahlreicher Erweiterungen in den vergangenen Jahren ist der Airport zu klein und aufgrund des steigenden Passagieraufkommens regelmäßig an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen.
Viele Bereiche sind beengt und nicht mehr zeitgemäß.
Obwohl die Passkontrolle an diesem Morgen sehr gut besucht war und es keinen Fast Track für Business-Class-Passagiere gab, dauerte der Vorgang nur etwa 15 Minuten.
Der Umstieg war insgesamt einfach und gut ausgeschildert. Inklusive Wartezeit an der Passkontrolle benötigten wir vom Aussteigen bis zur Lounge etwas mehr als eine halbe Stunde.
Die TAP Premium Lounge Atlântico befindet sich unmittelbar nach der Passkontrolle auf der linken Seite.
Die Anfang 2024 eröffnete Lounge ist rund 380 Quadratmeter groß und bietet Platz für bis zu 100 Gäste. Sie ist täglich von 5:00 Uhr morgens bis Mitternacht geöffnet.
Im Wesentlichen besteht die Lounge aus einem großen Raum mit einem Buffet auf der einen Seite und Lounge-Möbeln auf der anderen.
An diesem Morgen war die Lounge nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt, sodass wir Mühe hatten, einen freien Sitzplatz zu finden.
Die Auswahl an Speisen war durchschnittlich. Es gab ein Frühstücksbuffet mit kalten und einigen warmen Optionen.
Dazu stand eine breite Auswahl alkoholischer und alkoholfreier Getränke zur Selbstbedienung bereit.
Leider ist die Lounge für das Passagieraufkommen deutlich zu klein und lädt aufgrund der Überfüllung kaum zum längeren Verweilen ein.
Von der Lounge zu den Boarding-Gates solltest du etwa fünf bis zehn Minuten einplanen.
Das Boarding begann pünktlich, und die Passagiere wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Premium, gefolgt von den Gruppen A und B für die Economy-Class-Passagiere.
Kabine und Sitz TAP Business Class A330neo
Business-Class-Passagiere und Star-Alliance-Gold-Mitglieder wurden zuerst aufgerufen. Doch anstatt direkt an Bord zu gehen, wurden alle Passagiere noch im Bereich hinter dem Gate aufgehalten, bevor es rund zehn Minuten später endlich an Bord ging.
Nachdem ich von zwei freundlichen Flugbegleitern begrüßt worden war, freute ich mich über die schicke neue Kabine – tatsächlich handelt es sich um Airbus‘ hochmodernes Airspace-Design mit mehr Stauraum für Gepäck und einer stimmungsvollen LED-Beleuchtung.
Auch profitieren Passagiere der A330neo von deutlich leiseren Triebwerken, was den Reisekomfort spürbar erhöht.
TAP entschied sich bei ihrer aktuellen Business Class für einen individuell angepassten Recaro-CL6710-Sitz, der unter anderem auch im Boeing 787 Dreamliner von EL AL zum Einsatz kommt.
Die insgesamt 34 Sitze der TAP Business Class an Bord der A330neo sind über neun Reihen in einem 1-2-1-Muster angeordnet, sodass alle Sitze direkten Zugang zum Gang bieten.
Die Ausrichtung der Sitze ist dabei durchaus besonders: An den Fensterplätzen sind die Sitze abwechselnd zum Fenster oder zum Gang ausgerichtet, in der Mitte keilförmig zueinander oder voneinander weg.
Einige Plätze sind dadurch deutlich attraktiver als andere. Für gemeinsam Reisende eignen sich die mittig zueinander gerichteten Sitze, während Alleinreisende besser einen versetzten Fensterplatz wählen sollten.
Mein Sitz, 8K, lag direkt am Fenster und war durch die Konsole gut vom Gang abgeschirmt, während der Sitz davor und dahinter eher zur Kabine hin ausgerichtet war.
Der Sitz misst an seiner breitesten Stelle 52 Zentimeter und lässt sich auf eine Liegelänge von bis zu 196 Zentimetern verstellen – vergleichbar mit den meisten aktuellen Business-Class-Produkten.
Die Steuerung reagierte schnell und ermöglichte es, den Sitz vollständig nach vorn zu verschieben, ohne die Rückenlehne abzusenken. Auch die Lendenwirbelstütze war individuell einstellbar.
Insgesamt wirkte der Sitz ausreichend geräumig, wenngleich er im Vergleich zum Business-Class-Sitz von Vietnam Airlines in der Boeing 787-9 merklich enger ausfiel. Die herunterklappbaren Armlehnen halfen jedoch dabei, ein wenig mehr Platz zu schaffen.
Auch ohne Matratzenauflage war die Polsterung angenehm genug, um gut schlafen zu können. Ich schlief problemlos ein, nachdem ich den Sitz in die Liegeposition gebracht hatte.
Der Sitz verfügte über mehrere praktische Ablageflächen, darunter ein Fach unter der Armlehne, ein Maschennetz für Schuhe und ein Aufbewahrungsbereich oberhalb der Schulter für Bordmagazin und Sicherheitskarte.
Der IFE-Bildschirm ließ sich ausklappen, musste aber während Start und Landung verstaut werden. Die Bildqualität war sehr gut, allerdings war der Abstand zum Gesicht bei aufrechter Sitzposition relativ gering.
Unter dem Bildschirm befand sich der ausklappbare Tisch, der für ein modernes Business-Class-Produkt etwas klein ausfiel und kaum Platz für mein MacBook bot. Dennoch erfüllte er seinen Zweck.
Wer in diesem Review auf ein echtes Langstreckenprodukt mit durchdachter Kabine hofft, wird bei TAP im A330neo definitiv fündig – trotz kleiner Schwächen.
Die Kabine der A330neo verfügt über drei Waschräume, die während des gesamten Fluges sauber waren. Sie waren mit Zahnbürsten, Feuchttüchern und einer frischen Blume als Dekoration ausgestattet und machten einen gepflegten Eindruck.
Annehmlichkeiten und IFE
Am Platz lagen bei Boarding bereits ein Amenity Kit sowie eine Flasche Wasser bereit. Das Amenity Kit wurde gemeinsam mit der portugiesischen Kosmetikmarke Benamôr entwickelt und enthielt unter anderem eine Zahnbürste, Zahnpasta, einen Kamm, Ohrstöpsel, Lippenbalsam, Lotion, eine Augenmaske und Socken. Insgesamt entspricht es dem Standard in der Business Class, hebt sich aber durch das portugiesische Design leicht ab.
Pyjamas oder Pantoffeln gibt es in der TAP Business Class leider nicht.
Eine dicke Decke und ein Kissen lagen am Platz und sorgten für ausreichenden Komfort. Auf Nachfrage wurde auch ein zweites Kissen ausgegeben. Eine Matratzenauflage war hingegen nicht vorhanden.
Die geräuschunterdrückenden Kopfhörer funktionierten einwandfrei und schirmten die Triebwerksgeräusche gut ab, ohne ein unangenehmes Grundrauschen zu erzeugen.
Besonders positiv überraschte mich das Inflight-Entertainment-System: Es überzeugte durch gute Hardware und ein abwechslungsreiches Angebot.
Der Bildschirm misst 16 Zoll und liefert ein gestochen scharfes Bild. Aufgrund der geringen Entfernung zum Gesicht wirkt er nochmals größer. Die Bedienung per Touchscreen war flüssig und intuitiv. Alternativ stand ein Handcontroller zur Verfügung, der in der Sitzkonsole untergebracht war.
Das Filmangebot umfasste etwa 100 Titel, darunter aktuelle Blockbuster und Klassiker wie die James-Bond-Reihe. Auch das Serienangebot konnte sich sehen lassen: ganze Staffeln von „Succession“ sowie „Family Guy“ und „The Big Bang Theory“ waren ebenso verfügbar wie eine wöchentliche Nachrichtenzusammenfassung von Bloomberg.
Ein Highlight war die interaktive 3D-Flightmap mit verschiedenen Perspektiven, inklusive Cockpit-Ansicht und Echtzeitdaten wie Geschwindigkeit und Flughöhe.
Zudem standen Videospiele zur Verfügung, die an Konsolenklassiker wie die PlayStation oder Nintendo 64 erinnerten – deutlich besser als die üblichen Bordunterhaltungsspiele anderer Airlines.
Das WLAN an Bord der A330neo basiert auf Ku-Band-Technologie und ermöglicht auch in 10.000 Metern Höhe eine Verbindung zur Außenwelt. Auf meinem Flug standen vier Tarife zur Auswahl:
- Ein kostenloses Paket für Messaging (iMessage, WhatsApp etc.)
- „Light“ mit 100 MB für 14,99 Euro
- „Premium“ mit 200 MB für 24,99 Euro
- „Full Flight“ mit unbegrenztem Datenvolumen für 49,99 Euro
Ich entschied mich für das „Full Flight“-Paket. Zum Surfen und Messaging war die Verbindung stabil, beim Streaming hingegen kam es zu einigen Unterbrechungen.
Hinweis: Mobiltelefone verbinden sich automatisch mit dem Aeromobile-Netzwerk, wodurch auch Telefonate, SMS und mobiles Internet über den eigenen Anbieter möglich sind – allerdings zu teilweise sehr hohen Roamingkosten.
Speisen und Getränke
Bei allem, was TAP insgesamt wirklich gut machte, war der Essensservice im Grunde bestenfalls durchschnittlich.
Vor dem Abflug kam ein Flugbegleiter durch die Kabine und bot ein Begrüßungsgetränk in Form von Saft, Wasser oder Champagner bzw. Sekt an.
Kurz nach Erreichen der Reisehöhe gab es eine Runde heiße Tücher, gefolgt von einem Getränkeservice vor dem Essen.
Ich wählte einen Gin & Tonic mit einem sehr leckeren portugiesischen Sharish Gin, dazu gab es ein kleines Schälchen Erdnüsse.
Vor- und Hauptspeise kamen gleichzeitig auf einem Tablett, dazu wurden zwei verschiedene Arten Brot gereicht.
Als Vorspeise gab es einen Shrimp-Salat mit Sepia und Orangen, der überraschend lecker war.
Als Hauptgericht standen Entenreis mit Serra-Käse und Rosmarin, eine Wolfsbarsch-Pastete oder Pasta mit Ricotta, Mangold und Blumenkohlsauce zur Auswahl.
Ich entschied mich für die Ente, die jedoch sehr zäh war. Der gebratene Reis, auf dem das Fleisch serviert wurde, war trocken und insgesamt nicht appetitlich.
Der Geschmack war, wie man es vermuten würde, und erinnerte eher an ein Gericht, das man in einem billigen China-Imbiss in einem Einkaufszentrum bekommt.
Das Highlight war tatsächlich die Dessert-Trilogie aus Schokoladeneiscreme, Fruchtsalat und Käse mit Crackern. Dazu gönnte ich mir ein Glas Portwein, der wirklich ausgezeichnet war.
Hier gefiel mir auch die Präsentation, da TAP allgemein viel Wert auf Branding-Details bei Geschirr und Accessoires legte.
Zum Abschluss des ersten Service wurde noch eine Auswahl an feiner Schokolade angeboten.
Etwa 90 Minuten vor der Landung wurde ein Snack serviert, bestehend aus einem Oktopussalat, Früchten und einem traditionellen Pastel de Nata.
Alles schmeckte lecker und frisch und war zusammen mit dem angebotenen Brot auch ausreichend, um nicht hungrig in Miami anzukommen.
Service
Die Crew an Bord war durchweg freundlich, hilfsbereit und gut gelaunt – ohne dabei aufgesetzt oder übertrieben zu wirken. Besonders positiv fiel mir die Fachkenntnis beim Thema Wein auf: Eine Flugbegleiterin nahm sich die Zeit, die verschiedenen Sorten zu erläutern und Empfehlungen auszusprechen. Ihre Begeisterung war authentisch und wirkte ansteckend.
Der Bordservice verlief insgesamt sehr aufmerksam. Auf meinen Wunsch nach zusätzlichem Wasser oder Snacks wurde prompt reagiert – oft innerhalb weniger Sekunden nach dem Betätigen des Rufknopfs.
Ein Turndown-Service oder zumindest eine Matratzenauflage würde das Schlaferlebnis der TAP Business Class aufwerten.
Fazit
Die Business Class von TAP Air Portugal an Bord des Airbus A330-900neo bietet insgesamt ein gutes Maß an Komfort, insbesondere in Bezug auf den Sitzplatz und das Unterhaltungsangebot. Die Kabine ist modern und bietet ausreichend Privatsphäre. Die unterschiedlichen Ausrichtungen der Sitze lassen sowohl allein reisenden als auch gemeinsam reisenden Passagieren genug Optionen, um den für sie passenden Sitz zu wählen.
Das IFE gehört wahrscheinlich zu den besten, die man an Bord einer europäischen Airline finden kann, und bietet mehr als genug Unterhaltung für ein Dutzend Transatlantikflüge.
Andere Aspekte des Business-Class-Reiseerlebnisses mit TAP Air Portugal sind jedoch nur okay, wenn nicht sogar teilweise enttäuschend. Die Lounge Atlantico am Flughafen von Lissabon, die das Flaggschiff der Airline für Langstreckenflüge sein soll, fühlte sich jedoch schlechter an als die meisten europäischen Priority-Pass-Lounges und entsprach nicht dem Standard einer internationalen Business Lounge. Auch die Qualität und Auswahl der Speisen an Bord könnte eine Steigerung vertragen. Eine tolle Getränkeauswahl und eine freundliche Kabinenbesatzung, die sich sehr um die Passagiere bemühte, konnten diesen Mangel zumindest teilweise ausgleichen.
Andererseits sind die Business-Class-Tarife von TAP kaum zu schlagen, vor allem auch für One-Way-Flüge, die bei anderen Airlines meist ein Vielfaches kosten. Wer also einen günstigen Deal oder entsprechenden Prämienverfügbarkeiten findet, macht mit der TAP Business Class im A330neo – wie dieser Review zeigt – keinen Fehler.
Alle Fotos vom Autor
Bis zum 30. Juni 2025 erhältst du 75.000 Membership Rewards® Punkte, nachdem du in in den ersten 6 Monate nach Kartenerhalt einen Umsatz von mindestens 13.000 € erreicht hast.
Mit aktiviertem Punkte-Turbo sind das effektiv sogar 94.500 Punkte. Mehr Infos